Restorative Yoga ist eine sehr ruhige, erdende Yogapraxis für Menschen fordernden Lebensphasen. Es ist somit Yoga für alle! Denn fordernd können akute Verletzungen genauso sein wie chronische Erkrankungen oder wochenlanger Stress in Ausbildung, Job oder im familiären Umfeld. Restorative Yoga kann ein guter Einstieg ins Yoga sein, es ist aber meist eher die Fortsetzung langer Yogapraxis auf anderer Ebene. Wenn du Yogalehrer_innen fragst, welche Praxis sie zur eigenen Enstpannung an anspruchsvollen und ereignisreichen Tagen bevorzugen, werden nicht wenige sagen: Restorative Yoga. (Ich oute mich hier als absoluter Fan!)
Wir alle haben spätestens mit Beginn des gerne beschworenen “Ernst des Lebens” an Entspannungsfähigkeit eingebüßt. Wir haben eher zuwenig “Yin” in unserem Leben als zu wenig Yang. Yin steht eher für die passiven und empfänglichen Aspekte der Natur während Yang eher die Aktivtät, das Tun symbolisiert und in unserer Gesellschaft idealisiert wird. Wer ruht, ist faul, ist ergo kein guter Mensch? Das darf ruhig bezweifelt werden. Erstrebenswert ist tatsächlich der Ausgleich beider Energien bzw. beider Aspekte der Natur.
Ist Restorative Yoga Yin-Yoga?
Restorative Yoga ist mit Sicherheit Yin-fördernd, aber nicht Yin Yoga im Stil von Paul Grilley. Hilfsmittel wie Kissen, Bolster (englischer Fachbegriff im Yoga;-) und Gurte sowie in die Entspannung leitende Worte und sanfte Musik ermöglichen dem Körper in eine tiefe Ruhe zu gleiten, die wir oft gar nicht mehr kennen. Die verschiedenen “Lagerungen” ähneln manchmal bekannten Yogahaltungen, manchmal nicht. Sie werden lange gehalten und ermöglichen ungeahntes mentales und muskuläres Loslassen. Es geht vor allem ums ganzheitliche “Heil-Werden” durch die Beruhigung des Nervensystems und sanfte, passive Mobilisierung – und weniger um Faszientraining, Muskeldehnung oder optimale Beweglichkeit.
Du verlässt deine Komfortzone im Restorative Yoga nicht. Du dehnst sie noch nicht einmal aus. Du findest dich einfach in ihr ein.
Somit ist Restorative Yoga die Gegenentwurf zur Leistungsgesellschaft und dem “no-pain, no-gain”-Zeitgeist, der kurioserweise besagt: Nur ein erschöpfter Mensch hat bewiesen, dass er alles gegeben hat und hat sich den Anspruch auf Ruhe sozusagen erworben. Wenn du nicht neu im Yoga bist, ist dir vielleicht aufgefallen: Auch Yoga läuft im 21. Jahrhundert durch die Ausdehnung auf große Bevölkerungsteile, die Anbindung an Fitnesscenter sowie die Annäherung an gegenwärtige Sporttrends immer wieder Gefahr, zum “Body-Mind-Sculpting” zu verkommen.
Restorative Yoga ist ein ausgesprochenes Gegengewicht zur immer weiter getriebenen Selbst-Optimierung, denn es geht vorrangig ums Wiedererlernen des Nichts-Tuns.
Traust du dich, einen bewussten Schritt aus dem hektischen Alltag mit all seinen Anforderungen und Kampfzonen und Wunschträumen zu machen? Hin zu dir und vermehrtem Wohlbefinden mit dir selbst? In deinem Geist und Körper, so wie du bist? Dir Ruhe zu gönnen, ohne vorher etwas erreicht haben zu müssen? Hier und jetzt?
Om shanti
Deine Claudia